Universität

„…wir endeten ausgepumpt, nackt, gebadet in Schweiß und Sperma, todmüde und warteten auf die ersten Lichtstrahlen und jene höchst lästige Klingel, die uns wieder zum Unterricht rief“.

Ciudad Jamás Perdida

Die Freiheit war wiederum sein heiligster Schatz. Er sagte, was er dachte, wurde getadelt. Er lernte zu denken, indem er alles das Neue las, was illegal ins Land hereinkam. Der sowjetischen Schule des Journalismus und der russischen Philosophie-Handbücher und der Millionenauflagen sozialistischer Bücher überdrüssig, blieb ihm als Rettung nur, „die große russische Literatur entdeckt zu haben“.

Amir Valle durante el Servicio Militar

Im Jahr 1989, während des Wehrdienstes.

Er hält sich für glücklich, seitdem schon so viel Freunde zu haben: Seine ersten beiden Jahre des Journalistikstudiums absolvierte er an der Universität von Oriente, in Santiago de Cuba; die übrigen drei Jahre an der Universität von Havanna, der Hauptstadt des Landes. „Deshalb weiß ich, was in der Journalistik in Kuba am meisten gilt und brilliert, und das sind Leute mit Talent. Indem ich die ideologischen Differenzen, die ich offensichtlich mit einigen von ihnen habe, beiseitelasse, achte ich sie sehr, weil sie weiterhin jenes Talent zeigen, trotz aller Einschränkungen verschiedener Art, mit denen sich die kubanischen Journalisten auf der Insel seit 1959 herumschlagen müssen“.

Stets träumte er davon, die große Reportage, großen Journalismus machen zu können. Schon während des Studiums entdeckte er: Dieser Beruf würde ihm nur die Werkzeuge liefern, um die Gesellschaft in seinem Land unter die Lupe zu nehmen. Und die Gewohnheit zu schreiben. „Ich glaube, dass der Journalismus in Kuba armselig, selbstgefällig, parteiisch und eintönig sowie zudem leider auch noch servil ist“.

Er wurde zum Militärdienst beordert, mit dem Dienstgrad eines Leutnants der Reserve, den man damals allen Hochschulabsolventen verlieh. Er fand bestätigt, was er bereits befürchtete: Krieg, selbst wenn er zum Zwecke der Selbstverteidigung geführt wird, ist die größte Scheiße, die der Mensch erfunden hat, „und ich erlitt am eigenen Leibe die politische Strategie der kubanischen Regierung, den Kubanern die Angst vor einem Krieg einzujagen, der nur in den kranken Hirnen der Macht unserer Herrschenden vorkommt“.